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Kapitel 3: Der Start

Mit schnellen Schritten näherten wir uns dem Wachmann der den Zutritt auf das OffField kontrollierte. Ich ließ mir von ihm die Waffensiegel entfernen, denn die meisten Raumhäfen galten nach USC-Recht als USC Territorium und gewährten damit jedem Bürger das Recht eine oder mehrere lizensierte Waffen mit sich zu führen. Das Gepäck wurde nur kurz durchleuchtet und wir waren auf dem Weg an den äußeren Rand der Betonfläche, wo uns ein schlankes Vanguard-Class Mehrzweck-Shuttle mit bereits warmlaufenden Triebwerken auf seinen filigranen Stürzen stehend erwartete.

Die kurze Heckrampe führte in eine nicht allzu geräumige mit den üblichen hellen Kunststoffen ausgekleidete Luftschleuse in der ich die körperliche Nähe zu Bonner und ihr Parfum genoss. Nach einem Hand- und Retinascan öffnete sich die Innenschleuse und wir standen im Passagierraum dessen Wandverkleidungen und Sitzpolsterungen auf Business und Zweckmäßigkeit zugleich ausgelegt waren. Die Hauptkabine bildete ein großer Konferenz- und Laborbereich von dem zum Bug hin eine Tür – wahrscheinlich - in die Galley und das Cockpit führte.

Bonner steuerte sogleich auf die Tür zum vorderen Teil des Vanguard Class Shuttles zu, legte ihre Sachen im Vorbeigehen auf dem Sessel rechts neben der Tür ab und öffnete die Tür. Dahinter konnte ich eine Art Ruheraum entdecken dessen Liegen seitlich des nach vorne abfallenden Gangs angeordnet waren.

Ich folgte Bonner nachdem ich mein Zeug unter eines der Pulte geschoben hatte. Eine Weitere Tür gab den Weg in das geräumige Cockpit frei.

Das Shuttle hatte für meinen Geschmack eine sehr seltsame Aufteilung. Das Cockpit des kleinen Schiffes war größer als das eines handelsüblichen Frachters und bot sechs Crewmitgliedern reichlich Platz. Ein paar ausklappbare Notsitze in der hinteren Cockpitwand vergrößerten das Platzangebot sogar noch. Der Ruheraum war eine Behelfskabine mit vier Kojen - hinter denen sich zudem beidseitig die Notausstiegsluken befanden - und der große Hauptbereich war als modulares Forschungslabor mit acht Arbeitsplätzen ausgelegt. Unter dem Rumpf war ein Container angeklampt, was ebenfalls für ein modular rekonfigurierbares Raumschiff stand.

Insgesamt bot sich der Eindruck an, das das Schiff keine Trennung zwischen Crew und Wissenschaftlern vorsah. Die Konfiguration ermöglichte es den Wissenschaftlern auf professionelle Art im Cockpit Manöveranweisungen an die Crew zu kommunizieren. Eine solche Konfiguration war in der kommerziellen Raumfahrt wenig verbreitet und unterstützte Bonners Ausführungen über die archäologische Arbeit ihres Onkels. Ein Umstand der mich momentan beruhigte. Das Cockpit wartete mit den neusten Torika SenseTec Panels auf, was mich ein weiteres Mal aufatmen lies. Bekannte Technik bedeutete kompetentes Auftreten. Bonner deutete auf den Pilotensessel und nahm selbst auf dem Navigatorsessel Platz. Eine nette Geste wie ich fand, da sie mir von Anfang an die Verantwortung über alle Schiffsbewegungen in diesem Unternehmen übertrug.

Ich machte mich sogleich an den PreFlight Check und fragte beiläufig: „Wer hat eigentlich die Aufwärmphase des Shuttles eingeleitet?“

„Das habe ich vom Border Guards Office veranlasst. Wir haben hier eine Mark XIV Emosim AI an Bord. Sie hört auf den Namen Lizzie“, sagte Bonner und blickte zu mir herüber. Ich grinste nur und fischte meine ComCard aus der Overalltasche. Mit einer flüchtigen Bewegung wischte ich die scheckkartengroße Multifunktions-ID über die Sensorfläche des Kontrollpultes. Sekunden Später leuchtete die Mattierte silbergraue Fläche des Kontrollpultes in gestochen scharfer Farbbrillanz auf und präsentierte mein persönliches Preset an Kontrollinstrumenten wie es auf der ID-Karte gespeichert war. Immer wieder ein erhebender Moment.

„Willkommen an Bord Pilot Caldwell, mein Name ist Lizzy. Registriernummer 34B12-18/233485. Welches Niveau bevorzugen Sie bei der Kommunikation mit mir?“ begrüßte mich die Bord AI. Eine interessante Mischung war dabei der weibliche Name gepaart mit einer männliche Stimme. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.

„Danke Lizzie. Informale Kommunikation bitte. Stelle bitte auf ein weibliche Stimme um. Gibt es bereits eine häufig verwendete Stimmfarbe?“ antwortete ich.

„Ja, Melrose. Susan hat mir die jetzt eingestellte Stimmlage einprogrammiert.“ Die AI hatte auf eine weiche, fast schon devote Frauenstimme umgeschaltet.

„Lizzy, diese Stimmfarbe passt besser zu Deinem Namen. Bitte sprich mich mit meinem Kurznamen Mel an. Auf dem Flottenkanal ist mein Callsign Barracuda. Auch hier darfst Du die Kurzform Cuda verwenden.“ antwortete ich und nahm die kurze Bestätigung der AI nur am Rande wahr.

Konzentriert beobachtete ich die PreFlight Checkliste auf den Monitoren in meinem Blickfeld. Wenig später waren wir Startklar.

„Lizzy, besorge uns bitte einen Launch Slot.“ sagte ich mit ruhiger Stimme.

„Sorry, Mel. Townsend Astroport verfügt leider nicht über eine AI-Schnittstelle. Es steht zur Kommunikation mit dem Tower lediglich der planetare Funk zur Verfügung.“ Antwortete die AI. „Townsend Control erbittet die direkte Kommunikation mit dem Piloten.

„Autsch!“ murmelte ich und öffnete einen Kommunikationskanal. „Shuttle BS-1 an Townsend Control. Erbitte Startfreigabe zum HPO-Rendezvous mit der 'Brainstormer'.“

„BS-1 Ihr seit frei zum Start. Euer Startfenster ist – ach seht einfach zu das Ihr bis zum Feierabend verschwunden seit. Mel, tut gut zu hören das Du endlich wieder unterwegs bist. Ich hasse es gute Piloten in Townsend stranden zu sehen.“ Martin Coleman hatte mit Mel mehr als nur einmal ein Feierabend-Ale im Ferry Inn getrunken und beide verstanden sich recht gut. „Martin! Danke Dir. Und halt die Ohren steif. Ich schau Mal wieder rein!“ antwortete ich. Mit routinierten Handbewegungen machte ich die erforderlichen Eingaben für einen manuellen Start und ergriff das Steuerhorn.

„Aber nicht zu bald, Mel. Und achte darauf eine Rückfahrkarte mitzubringen!“, lachte Martin,“Gute Reise, Over and Out!“

„Bereit?“ ich blickte zu Bonner rüber. Sie nickte mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen. Dann fiel der Boden unter dem Shuttle weg. Mit atemberaubender Geschwindigkeit gewann das fast 38m lange Shuttle an Höhe und erreichte nach wenigen Minuten die äußersten Atmosphäreschichten. Wir befanden uns im All.

Auf dem Monitor tanzte die Übergabeanfrage an die AI, die bereits einen Kurs zur 'Brainstormer' berechnet hatte. Eine Berührung des Touchpanels hätte gereicht, doch ich mochte die Verbale Kommunikation auf der Brücke. Gerade bei kleinen Schiffen half das Reden die sonst übliche Einsamkeit der Brückenwache zu überwinden.

„Lizzy, häng uns auf deinen Kursspline und übernimm die Kontrollen!“ Die AI reagierte prompt und plottete einen Anflug auf den Kursspline. Er war kurz und flach und gab mir das Recht mich mit ein wenig stolz geschwellter Brust zurück zu lehnen. Das Shuttle war genau auf Kurs. „Mel, ihren Dienstakten entnehme ich eine mittlere Abweichung von normalerweise 0,24%. Heute beträgt diese 0,31%. Sind sie etwas aus der Übung?“ Ich brauchte einen Moment um wirklich sacken zu lassen, was Lizzy mir da gerade zu verstehen gegeben hatte. Ich blickte zu Bonner. Die grinste nur.

Ich fasse es nicht. Eine Erbsenzähler-AI mit Humor-Modul. Na das konnte ja heiter werden. Gegen die kam man nicht mit flotten Sprüchen an, nur mit Fakten. Ich rollte mit den Augen und beschloss Lizzy erst einmal zu ignorieren. Doch die AI fuhr fort:

„Der Anflug auf den Frachter erfolgt manuell. Soll ich vorab ein Offline-Trainingsprogramm laden?“ Da war es. Diesmal war ich mir sicher einen verschmitzten Unterton in der Stimme des Computers zu hören. Oh man, wer hatte nur diese AI konfiguriert?.

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