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Kapitel 2 - Die Abreise

Bonner ging voraus und ich beeilte mich den Anschluss nicht zu verlieren. Der Anblick ihrer sanft schwingenden Hüfte und der sich darbietende Ausblick auf ihren Hintern war natürlich Entlohnung genug.

„In welchem Hotel wohnen Sie?“

„Das Panama-Resort“, antwortete ich.

„Exquisite Wahl, Mr Caldwell!“ Sagte sie spöttisch und dreht den Kopf kurz mit einem mitleidigen Blick zu mir.

Der Blick war angesichts des Etablissements vollkommen gerechtfertigt. Im Panama-Resort wohnte der zahlende Gast in sogenannten NightCoffins, das sind etwa drei Meter tiefe und knapp zwei Meter durchmessende Schlafcontainer mit einer Hartschaummatratze zum Schlafen und einem ComTerminal für den Anschluss an die Außenwelt oder das lokale TV-Programm. Für nur sieben Credits je Nacht oder knapp 30,- Credit pro Woche konnte man sich dort halbwegs sicher fühlen. Die Wertsachen und ggf. Waffen ließ man dabei jedoch besser im Panzerschrank für fünf Credit extra je Woche. SleeperCoffins waren genau das richtige wenn man total abgebrannt war.

Bonner winkt eines der beiden vor der Terminalbaracke parkenden Taxis heran und nannte dem Fahrer beim Einsteigen das Fahrtziel. Mit einem schmierigen Lächeln auf den Lippen beeilte sich der Cabby das altmodisch anmutende Gefährt auf den Zubringer zu steuern, der den Astroport mit der Stadt verband.

Die Fahrt in dem Bodenfahrzeug dauerte nicht lange. Der Fahrtwind strömte durch das schräg ausgestellte Seitenfenster ein und brachte feuchte Gewitter-schwangere und kalte Luft herein. Der Blick auf die grauen Fluten des Blue River wurde durch dichten Nebel eingeschränkt und auch die Fassade des STC-Hotels am Fuß der Brücke verlor sich in den Nebelschwaden. Das Wetter hatte sich etwas beruhigt und bot nun statt peitschendem Regen und scharfen Windböen eine neblige Hechtsuppe und frostige Kälte die einem in die Glieder fuhr.

Das Taxi bog hinter der Brücke auf die Harbour Road und rollte mit sirrendem Elektrohybridmotor am Riverview vorbei in den überschaubaren Hafenbezirk von Tingerhove. Hinter dem Torika Industries Bürogebäude - entgegen der sonst üblichen massiven Hochhausfestungen bot das dreistöckige Gebäude mit der Spiegelfassade hier eher den Eindruck eines Fahrzeugdealers - bog der Cabby ab um die Klappbrücke über den Hafenkanal zu überqueren und am Outer Pier entlang in Richtung O'Connel Distillery & Brewery weiter zu fahren. Kurz darauf stoppte das Fahrzeug im Hinterhof eines Lagerhauskomplexes, wo ein flackerndes Neonschild auf das 'Panama Resort' hinwies.

Links und rechts fanden sich lange Reihen von NightCoffins in fünf bis sechs Ebenen wie ein Containerlager angeordent. Zwischen den Coffins führten in der äußerst knapp bemessenen Gasse Gitterrostgerüste entlang, die den Zugang zu den Coffins gewährten. Stehhöhe konnte man hier allerdings nur erwarten wenn man kleiner als 175cm war. Alle zehn oder zwanzig Meter führte eine Stahltreppe nach oben oder unten und verband die einzelnen Ebenen miteinander. Für sieben Credit je Nacht war das noch hinzunehmen.

Nachdem Bonner den Fahrer entlohnt hatte und ihn aufforderte auf die Rückfahrt zu warten, sagte ich: „Es dauert nur einen Moment.“

Mit schnellen Schritten wand ich mich den Coffins zu und erklomm die nächst gelegenen Treppe in die vierte Ebene. Dort befand sich der Coffin, den ich heute so oder so hätte verlassen müssen. Coffin 423 lag gleich vorne am Hof, gut gelegen für eine schnelle Flucht über das Geländer, falls es nötig sein sollte, schlecht jedoch für ein ruhiges Schläfchen, da alles und jeder die Kunststofftür passierte, die den Rest der Welt vom Inneren des Schlafsarges fernhalten sollte.

Der Rucksack war gepackt und alles was ich noch benötigte war meine Ausrüstung aus dem Sicherheitsfach des Etablissements. Mit Rucksack und Reisetasche bepackt kam ich letzten Endes aus dem Eingang der Rezeption heraus und trug meine gute alte und plombierte Solo FX4000 im MagnaLock Holster am rechten Oberschenkel. Trotz des behördlichen Siegels, das die Verwendung der Waffen unterband, fühlte ich mich deutlich wohler als ich wieder in das wartende Taxi einstieg um endlich diesen unwirten Ort hinter mich zu lassen.

Die nächste Haltestation war das Bogarts Büro in der Lexington. Bonner ging uniformiert hinein und kam in Zivil wieder heraus. Dabei trug sie diverse Taschen und Ordner mit sich, die den Anschein erweckten, das sie den Dienst nicht nur für kurze Zeit verließ.

Sie trug klassiche Jeans in dunkelblau, Schuhe mit hohen Absätzen in denen sie sich offensichtlich vorteilhaft bewegen konnte und einen langen dunklen Mantel aus gummiartigem Material. Die langen Haare wurden vom wieder wechselnden Wetter herumgewirbelt. Sie trug eine mattierte antrazitfarbene Sonnenbrille, die so aussah als würde sie irgendeine Art von Visorsystem aufweisen. Die rahmenlose Brille haftete ohne Bügel vor den Augen des weiblichen Sublieutenants. Am Gürtel trug sie eine eloxierte Cougar HGP mit ziemlich gewaltigem Zielsystem, die nicht gerade Deeskalation in einer brenzligen Situation versprach.

Als Bonner wieder im Taxi saß preschte dieses sogleich über die Main Avenue in Richtung Blue River Bridge um beinahe in Rekordzeit vor einem der Nebeneingänge des Astroport zum stehen zu kommen, wo wir das Fahrzeug verließen. Bonner bezahlte den Cabby und schulterte ihr Gepäck.

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